Presse – 1997

Dialog von Klarinette und Posaune

Nieder-Olmer Bläserchor setzt beim Jahreskonzert auf kommunizierende Instrumente

bjz. NIEDER-OLM – Auf drei Neuigkeiten machte Stefan Geisinger bei der Eröffnung des Jahreskonzertes des Nieder-Olmer Bläserchors aufmerksam : Das erste Konzert in der neuen Halle. ein neues Logo aus der Feder des Nieder-Olmer Künstlers Peter Wank und schließlich mit Karl Müller ein neuer Moderator. Was hingegen die musikalische Umsetzung des Programms anbetraf, so konnte sich das Publikum auf die gewohnte Solidität verlassen.

Begann das Programm “Music up to date” mit dem etwas trägen “Friends for Life” von Dizzy Stanford so folgten zum Beispiel mit der “Hudson Melodie” Stücke mit öfter wechselnder Rhythmik und höheren spielerischen Anforderungen. Zum “Posaunistenglanz” übernahmen Charlotte Brechtel, Peter Becker und Jörg Polzin solistisch überzeugend die Alleinregie – ähnlich, wie bei der “Sehnsuchtsmelodie”, von Walter Scholz im letzten Konzertteil, als alle sechs Trompeten dicht vor dem Publikum Stellung bezogen, um mit dem restlichen Chor in Dialog zu treten. Für dieses Zusammenspiel sorgte in souveräner Weise Dirigent Christian Küchenmeister, der einst Klarinette und Taktstock in den Reihen des Bläserchors rührte, zur Zeit jedoch die Leitung des Landespolizei-Musikchors innehat. So war der Betrachter des diesjährigen Konzertes möglicherweise mehr denn je geneigt die hervorragende Dirigiergestik mitzuverfolgen.

Betrachtet man die ihm auf der Bühne zugestandene Zeit, so hat Karl Müller mit seiner Ankündigung als “Pausenfüller” maßlos übertrieben, waren doch seine Fassnachts-Nachbeben oftmals länger als die dargebotenen Musikstücke. Bevor der Jugend-Bläserchor mit vier kurzen Stücken den längsten Applaus des Abends einheimste, brachte die Hauptformation mit dem wechselnden bluesigen “Tuxedo Junction” einen Höhepunkt – und das Publikum zum Mitwippen. Die mit Dämpfern bestückten Posaunen wechselten mit der siebenköpfigen Klarinettenfraktion: Auf schnelles Saxophon-Solo, krächzte ein Trompete durch den Metalldämpfer, bevor das langsam-glänzende Posaunenmotiv wieder den Ruhepol des Stückes markierte. Peter Becker präsentierte mit den Nachwuchsbläsern den Cat Stevens-Hit “Morning has broken”, aber auch ein Potpourri aus bekannten russischen Melodien, wo die Jüngsten ihre Fähigkeit im mehrstimmigen Zusammenspiel sehr diszipliniert zeigen konnten.

Angesichts eines Konzertmottos “Music up to date” durfte der Zugriff auf die aktuellen Musical-Charts nicht ausbleiben. So würdigte der Bläserchor Andrew Lloyd Webber mit einem “Symphonie Portrait” in dem Motive aus “Evita”, Jesus Christ Superstar” und anderen Erfolgskompositionen ineinander übergingen. Nach der “Polka up to date” ertönte schließlich zum Finale des gelungenen zweieinhalbstündigen Konzertes als Pendant zu Webber ein von James Barnes arrangiertes “Panakustikum.

Mainzer Allgemeine Zeitung
3.6.1997

Kein einziger Mißton war zu hören

Erster Auftritt des Bläserchors in der Ludwig-Eckes-Halle

NIEDER-OLM. DIM. Vor ihrem ersten Auftritt in der neuen Ludwig-Eckes-Halle hatten die über 30 Musiker des Bläserchores Nieder-Olm schon ein bißchen Bammel. “Die Akustik ist hier zwar viel besser, aber dafür hört man aber auch den kleinsten Fehler”, kommentierte Vorsitzender Stefan Geisinger die erhöhten Anforderungen. Im nachhinein sollten sich seine einleitenden Befürchtungen als vollkommen unbegründet erweisen. Beim Jahreskonzert des Nieder-Olmer Bläserchores drang nicht ein Mißton an die 400 Ohrenpaare im Auditorium.

Unter dem Motto “Music up to Date” spielte das große Ensemble unter Leitung von Christian Küchenmeister zum Auftakt eingängige amerikanische Melodien wie Dizzy Stratfords “Friends for life” oder Jan Hadermanns “Twins”. Einen besonderen musikalischen Leckerbissen boten die Bläserchor Posaunisten Charlotte Brechtel, Peter Becker und Jörg Polzin mit ihrem “Posaunistenglanz”-Solo. Die “Tuxedo Junction” von Erskine Hawkins war das letzte Stück vor der ersten Verschnaufpause für die etablierten Musiker.

Durch den Abend führte Alt-Hofsänger Karl Müller. Dem erfahrenen Fassenachter gelang es mit seinen überleitenden Reimen, “Meenzer” Liedchen und Geschichten nicht immer, dem eher ernsten Rahmen des Konzertes gerecht zu werden. Zu sehr erinnerten seine moderativen Eingriffe an die fünfte Jahreszeit.

Dafür war die Musik weiterhin vom Feinsten. Das neunköpfige Jugendorchester mit Dirigent Peter Becker dokumentierte die Qualität des Bläserchor-Nachwuchses eindrucksvoll. Die Acht- bis 14jährigen begannen mit Kolditz’ “Wir kommen”, weckten die Zuhörer mit Cat Stevens “Morning has broken”, spielten den “Soft-Shoe-Shuffle” und “Russia” von Ernie Waites.

Nach einer kurzen Pause setzten die erfahrenen Musiker zum großen Finale an. Für die etwas traditioneller orientierten Gäste gab es geblasene “Musikantengrüße”, die “Sehnsuchtsmelodie”, “In der Weinschenke” und eine “Polka up to date”.

Als “besonders schwierig” hatte Trompeter Ralf Hartz im Vorfeld das “Symphonic Portrait” von Musical-Zar Andrew Lloyd Webber bezeichnet. Das komplizierte Potpourri gelang ebenso problemlos wie abschließend “Leroy Anderson’s Portrait”.

Mainzer Rhein Zeitung
25.5.1997